Vision ist groß, die Gegenwart bitter!

Hans Niessl bleibt für weitere fünf Jahre an der Spitze von Sport Austria.

Österreich soll eine Sportnation werden – umgekehrt ist die 2009 eingeführte Bewegungsstunde für Zigtausende Kinder gefährdet!
Österreich solle von einem Sportland zu einer Sportnation werden, so Hans Niessl gestern in Wien bei einem Termin im Rahmen seiner Wiederwahl als Sport-Austria-Präsident. Diese Vision bedeutet auch: Investitionen in Infrastruktur, in den nächsten Jahren sollen in unserem Land mehr Großveranstaltungen ausgetragen werden! Mehr Menschen mit Sport in Berührungen kommen und diesen aktiv betreiben. Und das möglichst bereits im Kindesalter…
Letzteres steht aber nahezu in völligem Widerspruch zur Situation, der sich mit der ASKÖ, ASVÖ und Sportunion die drei Dachverbände seit 1. September gegenübersehen – und die sie nun zu einem gemeinsamen Schreiben veranlasst hat, in dem es unter „Betreff“ heißt: „Alarmstufe Rot im österreichischen Sport!“

„Alarmstufe Rot“
Gemeint ist die 2009 vom Sportministerium eingeführte und von den Dachverbänden umgesetzte Bewegungsstunde für die jüngsten rot-weiß-roten „Sportler“. Also jene 3500 Kindergartengruppen und 10.000 Volksschulklassen, die täglich bewegt werden.
Ihnen droht nun der Stillstand. Dazu den 3300 als Bewegungscoaches arbeitenden Teilzeitkräften der Dachverbände der Jobverlust. „Wir wissen nicht mehr, wie wir die Leute bezahlen sollen“, klagt ASKÖ-Präsident Hermann Krist: „Die Lage ist dramatisch!“

„Lähmende Untätigkeit“
Grund dafür ist das, was die Dachverbände in ihrem Schreiben als „lähmende Untätigkeit in gleich drei Ministerien“ bezeichnen. Nämlich, dass sich trotz generell bekannter Problematiken wie Lehrermangel bzw. fehlender Turnhallen seit September die Freigabe jener Gelder verzögert, mit der die Dachverbände im Auftrag des Sportministeriums bisher die Bewegungscoaches bezahlt hatten. „Ich bin im Oktober mit 600.000 Euro in Vorleistung gegangen, kann mir das nicht noch einmal erlauben“, betonte Krist bereits vor zwei Wochen gegenüber der „Krone“ und meinte: „Eigentlich müssten wir unsere Mitarbeiter zurückziehen, doch das wäre das Ende des seit 15 Jahren exzellent laufenden Projekts! “

3300 Kündigungen?
Das eigentlich bis 2026 gesichert sein, danach trotz Regierungswechsel noch größer ausgerollt werden sollte. In dem auch an Bundespräsident Van der Bellen sowie die Sportsprecher der Nationalratsparteien gerichteten zweiseitigen Schreiben heißt es nun aber auch in Namen von ASVÖ und Union: „Wir müssen schweren Herzens die Kündigung der 3300 Mitarbeiter zum Ende des Monats November in Betracht ziehen.“

 
Autor/Fotos: G.Leblhuber/St.Schnittka / Leo HAGEN – Krone E-paper